Frank Schäffler

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Der digitale Euro muss nicht von der EZB kommen

Photo by Sonja Langford on Unsplash

Die Segel sind gesetzt: Bereits Anfang nächsten Jahres will die Europäische Kommission einen Gesetzesentwurf zur Einführung des digitalen Euros vorlegen. Darauffolgend soll ein Prototyp des digitalen Euros vorgestellt werden, der 2025 auf den Markt kommen könnte. Bei all der Ambition hat die EZB jedoch nie den Nutzen eines digitalen Euros, wie er aktuell kursiert, klar machen können. Diesen Mehrgewinn für die Eurozone könnte ein privat emittierter Euro-Stablecoin, besonders im aufkeimenden Decentralized Finance, bieten. Dieser Stablecoin muss jetzt kommen – und nicht erst frühestens in drei Jahren.

Kein Stablecoin in Euro – Zufall?

Stablecoins sind Kryptowährungen, die eins-zu-eins an eine Fiatwährung gekoppelt sind. Sie eignen sich als Tauschmittel, ob zwischen anderen Kryptowährungen oder potentiell im Rahmen automatisierter Zahlungen. Prominente Beispiele sind der USD Tether und USD Circlecoin, die mit Bankeinlagen in US-Dollar hinterlegt sind. Einen signifikanten mit Bankeinlagen hinterlegten Stablecoin in Euro gibt es nicht. Zum einen macht die Negativzinspolitik der EZB die Deckung des Stablecoins mit Bankeinlagen unattraktiv. Zum anderen wird mit der voraussichtlich zum nächsten Jahr in Kraft tretenden Verordnung „Markets in Crypto Assets“, die vornehmlich Stablecoins reguliert, ein enges regulatorisches Korsett um junge StartUps geschnürt. Private Initiativen abwürgend, arbeitet die EZB hierzulande daran, digitales Zentralbankgeld – den digitalen Euro – zu emittieren. Im rasant entwickelnden Kryptobereich sind drei Jahre bis zur Emission jedoch eine Ewigkeit. So wird Europa den Anschluss verlieren.

Eine Operation am offenen Herzen unseres Finanzsystems

Aktuell besteht Zentralbankgeld zum einen aus Sichtguthaben bei der Notenbank und zum anderen aus Bargeld. Während nur Geschäftsbanken Konten bei der Zentralbank halten können, ist Bargeld öffentlich zugänglich. Tokenisierte Sichtguthaben sind ein Wholesale-CBDC. In den Diskussionen um den digitalen Euro geht es meist um ein Retail-CBDC, genauer: Eine digitalisierte Form des Bargeldes. Bargeld ist geprägte Freiheit. Dies wurde besonders offensichtlich nach der Finanz- und Eurokrise, als Bürger in Griechenland oder Zypern versuchten ihre Einlagen von den Konten zu holen. Denn Bankeinlagen sind nur zu einem geringen Anteil durch Reserven gedeckt und beruhen auf Zahlungsversprechen der Banken. Die Möglichkeit jederzeit Zentralbankgeld zu beziehen, kann daher in Finanzkrisen Sicherheit für die Bürger schaffen. Ein uneingeschränkt zugänglicher und transparent emittierter Digitaler Euro könnte ebenfalls diese Möglichkeit bieten. Allerdings ist der Bankrun, also der Versuch des kollektiven Abzugs von Einlagen bei Banken, die eigentliche Gefahr unseres Geldsystems. Der digitale Euro birgt das Risiko in Krisenzeiten die Gefahr eines Bankruns zu erhöhen. Denn, wenn Bürger jederzeit ihr Giralgeld auf den Bankkonten auf ein Konto der Zentralbank umbuchen könnten, werden sie es in Krisenzeiten schnell tun. Bankenpleiten wären daher noch wahrscheinlicher.

Nutzen: Für Wholesale-CBDC möglich, für Retail-CBDC fraglich

Ein Wholesale-CBDC, also tokenisierte Zentralbankguthaben für den Interbankenverkehr, kann Effizienzen im Settlement zwischen den Banken heben. Banken, im Gegensatz zum Privatnutzer, achten sehr wohl darauf, ihre Verpflichtungen in Zentralbankgeld zu begleichen. Zudem ist der Umstieg von der klassischen Settlement-Infrastruktur (TARGET2) auf ein Wholesale-CBDC wohl eher technischer Natur. Anders sieht es beim Retail-CBDC aus. Neben Bargeld und Zentralbankguthaben geht es hier um eine dritte Geldform mit weitreichenden Implikationen für das Finanzsystem. Um die Stabilität des Finanzsystems nicht zu gefährden, deuten die meisten Diskussionsbeiträge daher in Richtung einer Mengenbegrenzung des digitalen Euros hin. Die EZB muss den Mehrwert digitalen Bargeldes erklären und sein Design daran ausrichten. Sonst besteht der Verdacht, dass digitales Zentralbankgeld lediglich dazu dient, Bargeld zurückzudrängen, um damit die Negativzinspolitik der Zentralbanken durchzusetzen.

Private Initiativen fördern statt planwirtschaftlich Zeit zu verlieren

Schon heute finden die meisten Kryptotransaktionen in Europa statt – ein Indiz, dass dieser Kontinent einen technologieoffenen Geist hat. Leider fehlt dieser Geist bei Staat und Zentralbank. Statt als Antwort auf Diem und Bitcoin krampfhaft einen eigenen digitalen Euro planwirtschaftlich zu konstruieren, sollte der Blick auf private Innovationen gelegt werden. Zügig kann ein digitalisierter Euro – ein Euro-Stablecoin – nur aus privater Hand kommen. Ein Euro-Stablecoin ist dringender denn je, weil nur mit ihm die Potentiale der Blockchain hierzulande voll ausgeschöpft werden können. Zudem hätte ein Stablecoin mit Bankeinlagen im Gegensatz zu algorithmischen Stablecoins die Eigenschaft, dass die EZB die geldpolitische Souveränität behält. Ein solcher Stablecoin könnte besonders im Bereich des Decentralized FInance Anwendung finden. Hier werden mit Hilfe von Smart Contracts Prozesse automatisiert, dezentralisiert und viele Menschen ohne Bankkonto finanziell inkludiert.

Das Web 1.0 und 2.0 hat Europa verpasst. Die heutigen BigTechs kommen aus den USA. Im Web 3.0, das auf der Blockchain-Technologie basiert, könnte Europa jedoch Vorreiter werden. Dafür muss die Tendenz, das regulatorische Korsett um Krypto-Start-Ups immer enger zu schnüren, gestoppt werden. Private Innovationskraft führt dann viel schneller und effizienter zu einem skalierbaren und interoperablen Euro-Stablecoin als es der Staat je könnte. Ein digitaler Euro der EZB wäre dann überflüssig.

Dieser Artikel erschien als Gastkommentar in der FAZ.

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