Frank Schäffler

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Die Bundesbank befindet sich im geistigen Gefängnis

Foto: rockpilot_2000, mummies behind the bar, CC BY 2.0

Wenn sich die Deutsche Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht mit der Blockchain-Technologie (Distributed-Ledger-Technologie) beschäftigt, die hinter der digitalen Währung Bitcoin und anderer steckt, dann ist das schon fast eine Sensation. Bislang war alles um die private Währung Bitcoin herum den Bundesbankern höchst suspekt. Mal warnten sie vor Totalverlust, mal vor der hohen Volatilität und ein anderes Mal vor der mangelnden staatlichen Aufsicht.

Gerade hat Estland die Idee einer staatlichen Kryptowährung „Estcoin“ vorgeschlagen. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat wohl auch deshalb vor dieser Entwicklung gewarnt: Eine durch Zentralbanken herausgegebene digitale Währung hätte ein viel größeres Potential für eine Bankrun als das heutige analoge Geld. Weidmann argumentierte, dass sich eine Bank gegen den Abzug digitalen Geldes nicht schützen könne, und daher das Finanzsystem viel stärker gefährdet sei.

Das ist eine bemerkenswerte Aussage, denn der Notenbank-Chef offenbart damit eigentlich die Schwäche des eigenen staatlichen Geldsystems. Es ist durch die Geldproduktion aus dem Nichts erst so anfällig geworden. Erst dadurch, dass Banken Kredite und damit neues Geld aus dem Nichts produzieren können, ist es anfällig für Bankruns. Denn dieses Geld ist als Bargeld nicht ausreichend vorhanden. Weniger als 10 Prozent der Geldmenge ist Bargeld, der Rest ist Giralgeld, das auf den Konten herumliegt oder im Geldkreislauf digital unterwegs ist.

Wollen alle Kunden einer Bank zur gleichen Zeit an ihr Geld und sich dieses als Bargeld auszahlen lassen, macht die Bank „Ferien“ und schließt die Schalter auf unbestimmte Zeit. In Argentinien, Griechenland und Zypern war das gerade Fall. Daher ist die Sorge Weidmanns durchaus berechtigt. Weidmann bewegt sich jedoch gedanklich in seinem geschlossenen System und verlässt dieses geistige Gefängnis nicht.

Auch im Monatsbericht der Bundesbank wird lediglich darüber nachgedacht, wie eine digitale staatliche Währung oder die Verwendung der Blockchain-Technologie zu Vorteilen für das staatliche Geldsystem führen kann. Im Bericht heißt es dazu: „Bislang ist nicht erkennbar, dass der Einsatz der Digital-Ledger-Technologie im Zahlungsverkehr in einem einheitlichen Währungsraum im Vergleich zu etablierten Abwicklungssystemen Effizienzgewinne erzielen kann.“ Das ist natürlich viel zu kurz gesprungen. Denn es geht nicht darum, im Rahmen eines Großversuches allen ein neues, besseres Zahlungs- oder Wertpapierabwicklungssystem überzustülpen, sondern einen Wettbewerb der Systeme zuzulassen. Denn diese „Effizienzgewinne“ des derzeitigen Systems werden mit einem enormen Aufwand erkauft. Allein für die Überwachung der Banken sind im weltweiten Regulierungsprozess direkt über 110.000 Menschen beschäftigt. Schätzungen gehen davon aus, dass das Sechsfache davon zusätzlich bei Zuarbeitern in anderen Wirtschaftszweigen (IT, Wirtschaftsprüfer, etc.) hinzukommt (Bernd Lüthje: „Basel Vier. Das Ende des Basel-Regimes“, 2013).

Doch eines zeigt der Bundesbankbericht sehr deutlich. Die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie im Finanzsektor sind durch die hohen Regulierungshürden begrenzt. Letztlich haben die Bundesbank und die EZB überall den Daumen drauf. Ohne sie läuft nichts. Die Wahrscheinlichkeit, dass Beamte in Frankfurt die Anwendung der Blockchain-Technologie bei Banken und Versicherungen zulassen, ist so wahrscheinlich wie, dass Martin Schulz Bundeskanzler wird.

Daher werden die Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie sicherlich nicht zuvorderst im Bankensektor stattfinden, sondern in Wirtschaftsbereichen, die weniger stark reguliert werden. Hier wird sich die Digital-Leger-Technologie viel eher durchsetzen und Anwendungsmöglichkeiten finden. Doch eines sollte auch der Deutschen Bundesbank klar sein: In einer offenen Welt lassen sich Entwicklungen dieser Art nicht aufhalten. Man kann sie im eigenen Land hemmen, sanktionieren oder zu verhindern versuchen, letztlich finden sie dann andernorts statt. Politik kann die Gesetze des Marktes verzögern, aber nicht dauerhaft ausschalten.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Tichys Einblick.

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