Frank Schäffler

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Die Partei der Freiheit

Photo: Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Geburtstage sind Tage der Erinnerung – an alte Zeiten. Die müssen historisch nicht immer schlecht gewesen sein. Meist kann man daraus auch für die Zukunft etwas lernen. Zwei Geburtstage herausragender Liberaler jähren sich in diesen Tagen. Am 22.Juli (1823) der von Ludwig Bamberger und am 30. Juli der von Eugen Richter (1838). Beide zeichnete eines aus: sie waren unerschrocken. Sie kämpften für ihre Ideale, auch wenn es ihnen zum Nachteil gereichte.

Bamberger musste wegen seiner Teilnahme am revolutionären Treiben des Vormärz nach England emigrieren, Richter durfte wegen seiner spitzen Feder nicht Bürgermeister von Neuwied werden. Beiden haben diese kurzfristigen Nachteile eher geholfen, politischen Einfluss und Größe zu gewinnen. Während Bamberger als Banker in London dann zu Vermögen und Einfluss kam, engagierte sich Richter erfolgreich als Journalist und Politiker.

Eugen Richter galt nicht nur als begnadeter Redner im Preußischen Landtag und später im Reichstag, sondern hatte auch als Schriftsteller große Erfolge. Seine Dystopie „Sozialdemokratische Zukunftsbilder – Frei nach Bebel“ war eine frühe Vorwegnahme der Abgründe des Sozialismus im 20. Jahrhundert. Das Buch wurde zu einem Bestseller und hatte bereits zur damaligen Zeit eine Auflage von 250.000 Exemplaren. Es ist heute noch lesenswert. Richter unterstütze das aufkommende Genossenschaftswesen, die Konsum- und Arbeitervereine. Sie waren eine freiheitliche Graswurzelbewegung, die persönliche Verantwortung erfahrbar machte und ernstnahm und die Vorteile freiwilliger Kooperation als Basis für Wohlstand für alle nutzte.

Richter stellte sich früh gegen die Politik Bismarcks auf der einen Seite und der Sozialisten auf der anderen Seite. Er kämpfte, anders als Bamberger und andere Liberale, gegen die Enteignung der Kirchen im Rahmen des so genannten Kulturkampfes und gegen die Sozialistengesetze, mit denen der Eiserne Kanzler die Konkurrenz von Links ausschalten wollte. Er war auch gegen die Schutzzollpolitik des Reichskanzlers und seine Aufrüstungspolitik. Er galt neben dem Zentrumspolitiker Ludwig Windthorst als schärfster Kritiker Bismarcks. Bismarck sagte über Richter: „Der Herr Abgeordnete Richter will immer das Gegenteil von dem, was die Regierung will.“ Richters Deutsche Fortschrittspartei wurde als linksliberal bezeichnet, aus heutiger Sicht war sie jedoch eine klassisch liberale Partei, die auf Marktwirtschaft, Rechtsstaat und Subsidiarität setzte. Das passte nicht zu Bismarck. „Die Aufgabe meines Lebens und meine Pflicht dem Kaiser und dem Land gegenüber ist es, diesen Liberalismus zu bekämpfen bis zum letzten Atemzug“, so Bismarck über die Fortschrittspartei.

Ludwig Bamberger brauchte länger, bis er mit dem Reichskanzler brach. Politisch fand er seine Heimat erst in der Nationalliberalen Partei, die die Politik Bismarcks unterstützte. Bamberger war maßgeblich an der Vereinheitlichung des Münzwesens und der Einführung der Mark beteiligt. Er ist auch einer der Gründerväter der Deutschen Bank. Der Bruch mit Bismarck kam, als dieser mit der Schutzzollpolitik und den Sozialistengesetzen den Weg des Protektionismus und des Polizeistaates verfolgte. Er verließ daraufhin mit anderen die Nationalliberale Partei und bildete mit der Fortschrittspartei Eugen Richters anschließend die neue Freisinnige Volkspartei. Beide, Richter und Bamberger, waren bekennende Freihändler und Marktwirtschaftler.

So verstanden sie auch ihre Partei. Das Parteiorgan die „Freisinnige Zeitung“ schrieb dazu: der Freisinn ist „die Partei des kleinen Mannes, der sich auf sich selbst und seine eigenen Kräfte verläßt, der keine Geschenke von dem Staate verlangt, sondern nur wünscht, dass man ihn nicht hindere, seine Lage nach Kräften zu verbessern und dahin strebt, dass er seinen Kindern ein bessres Los hinterläßt, wie ihm selbst zuteil geworden ist.“ Eine Selbstbeschreibung, die auch heute noch einer liberalen Partei gut anstehen würde.

Allgemein verkörperte insbesondere Eugen Richter den Politiktypus, den Friedrich August von Hayek im Schlusskapitel seiner „Verfassung der Freiheit“ über „Konservatismus und Liberalismus“ so beschreibt: “Was der Liberale zuallererst fragen muss, ist nicht, wie schnell oder wie weit, sondern wohin wir uns bewegen sollen. Tatsächlich unterscheidet er sich von dem kollektivistischen Radikalen von heute viel mehr als der Konservative. Während der Konservative einfach eine milde und gemäßigte Version der Vorurteile seiner Zeit hat, muss der Liberale heute einigen der grundlegenden Ansichten, die die meisten Konservativen mit den Sozialisten teilen, wirklich entgegentreten.“

Richter sah sich selbst auch so. 1884 sagte er im Reichstag: „Den rechten Kämpfer jedoch für die Rechte und Freiheiten des Volkes erkennt man daran, dass er auch in den für den Liberalismus ungünstigen Zeiten auf dem Platze bleibt.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei Prometheus – Das Freiheitsinstitut

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