(Foto: Glenn Harper: Soccer Ball (CC BY-SA 2.0) auf Flickr)
Die Freude ist groß: 2024 wird erneut ein Sommermärchen in Deutschland stattfinden. Die Entscheidung der UEFA, die Fußball-EM nicht an die Türkei, sondern nach Deutschland zu vergeben, ist ein wirklicher Erfolg des Deutschen Fußballbundes. Positive Nachrichten waren für die DFB-Vorderen in letzter Zeit ja nicht gerade zuhauf vorhanden. Dazu kann man den Beteiligten nur gratulieren. Gratulieren kann man aber auch dem deutschen Steuerzahler.
Etwas unbemerkt ist dabei nämlich auch ein Paradigmenwechsel eingeleitet worden, der für künftige Großveranstaltungen in Deutschland und darüber hinaus weitreichende Folgen hat. Erstmalig hat die Bundesregierung keine umfassenden Garantien für die Steuerfreiheit des Veranstalters gewährt. Damit hat die Bewerbung – anders als die türkische – einen Nachteil für die UEFA, der nicht unerheblich ist. Denn die UEFA ist ein Fußballkonzern mit Milliarden Umsätzen.
2015/2016 setzte der europäische Fußballverband 4,6 Mrd. Euro um. Bei der EM 2016 in Frankreich nahm die UEFA 1,9 Milliarden Euro ein. 400 Millionen Euro erzielte der Verband über Werbeeinnahmen, weitere 500 Millionen Euro durch Kartenverkäufe. Die Gesamtausgaben der UEFA für die EM 2016 lagen bei 595,2 Millionen Euro. Satte 1,3 Milliarden Euro Gewinn konnte die UEFA 2016 verbuchen. Damals sicherte die französische Regierung umfassende Steuerfreiheit für den europäischen Fußballverband zu. Also insgesamt ein gutes Geschäft für die Fußballfunktionäre in schweizerischen Nyon.
Die deutsche Regierung hat im Prozess jedoch ihre Position fundamental verändert. Noch im Mai erklärte sie auf meine Anfrage, dass sie gegenüber dem DFB für dessen Bewerbung bei der UEFA Steuerfreiheit zugesichert habe. Die Bundesregierung akzeptiere in gewissem Umfang die Forderung der internationalen Sportverbände auf Steuerbefreiungen, so das Bundesfinanzministerium. Eine Harmonisierung der Vorgehensweise innerhalb der EU sieht sie jedoch als schwierig an. Das ist bemerkenswert. Denn es ist doch schon erstaunlich, dass man im Zuge der Finanzkrise Länder auf schwarze Listen gesetzt hat, die Steueroasen geschaffen haben, aber gleichzeitig alle paar Jahre die Voraussetzungen geschaffen wurden, dass UEFA, FIFA und andere Vereinigungen mitten in der EU Steueroasen errichten können. Der normale Steuerzahler reibt sich dabei die Augen und versteht die Welt nicht mehr.
Daher ist die heutige Entscheidung ein Paradigmenwechsel. Es kann künftig keine Regierung, kein Fußballverband und kein Nationales Olympisches Komitee mehr behaupten, dass eine Bewerbung für eine Europa- bzw. Weltmeisterschaft oder für Olympische Spiele ohne Steuerfreiheit für den Veranstalter nicht erfolgversprechend sei. Die heutige Entscheidung zeigt, dass es geht. Und das ist gut so! Freuen wir uns auf ein Sommermärchen, das fast ein Steuermärchen ist.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Tichys Einblick.