Frank Schäffler

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Geld ist ein Produkt des Marktes – Carl Menger zum 100. Todestag

Bild: DBT/Stella von Saldern

Mit den Plänen der Europäischen Zentralbank, digitales Zentralbankgeld für jedermann zu schaffen, will die Notenbank ihre Dominanz im digitalen Zeitalter auch im Zahlungsverkehr behalten. Mächtige Wettbewerber drängen auf den Markt. China auf der einen und Facebook auf der anderen Seite. Beide sieht die EZB als Gefahr für ihre Währungsordnung an.

Vor hundert Jahren, am 26. Februar, starb der österreichische Ökonom Carl Menger. Ohne dass er hätte ahnen können, dass ein Phänomen wie die Digitalisierung die Geldproduktion aufmischen würde, hatte er doch schon wichtige Erkenntnisse gewonnen, die in dieser neuen Welt des Geldes Orientierung bieten. Mengers behauptete, dass die Entstehung des Geldes nicht der Akt eines Staates oder einer Notenbank sei, „sondern ein soziales Phänomen“. Geld bildete sich in einem freien Markt aus Gold, Silber oder einem anderen Gut heraus, um den Austausch von Waren und Gütern zu erleichtern.

Sind Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether (Etherium) privates Geld im Sinne von Menger oder lediglich eine Blase, die über kurz oder lang platzen wird? Immerhin sind die beiden größten Kryptowährungen in den vergangenen zwölf Monaten trotz des jüngsten Einbruchs immer noch um über 300 Prozent bzw. 400 Prozent zum Euro gestiegen.  Bitcoin und Ether sind Gegenprojekte zu den staatlichen Währungen und der Politik der Notenbanken. Heute ist der wesentliche Kurstreiber der Kryptowährungen, das Misstrauen gegenüber den staatlichen Fiat-Währungen und ihren Notenbanken. Ihren Expansionskurs haben die Notenbanken seit 10 Jahren immer mehr verschärft. So hat die EZB in dieser Zeit ihre Bilanz durch den Ankauf von Schuldpapieren von 2 auf 7 Billionen Euro verdreieinhalbfacht. Seit dem Platzen der Dotcom-Blase sogar versechsfacht.

Wir leben in einer Überschuldungskrise von Staaten und Banken, die historische Ausmaße hat. In Friedenszeiten gab es ein solches Schuldenexperiment noch nie. Vertreter der Modern Monetary Theory (MMT) halten die Monetarisierung der Schulden durch die Notenbanken für notwendig und richtig. Da das Geld aus dem Nichts kommt, kann es auch wieder ins Nichts befördert werden. Doch anders als diese Vertreter glauben, ist die Monetarisierung der Schulden nicht die Lösung, sondern das Problem. Sie findet aktuell bereits statt, zwar nicht in dem Ausmaße, wie es aus Sicht der MMT notwendig wäre, aber dennoch kauft die EZB aktuell die komplette Neuverschuldung der Eurostaaten auf.  Dies führt zu einem Vertrauensverlust in den Euro. Dieser Vertrauensverlust ist gleichzeitig das Lebenselixier für die Alternativen zur staatlichen Fiatwährung.

Einer der wichtigsten Menger-Schüler, Friedrich August von Hayek, hat in den 1970er Jahren,  sich mit der Frage der Entmonopolisierung des Geldes beschäftigt und sich für Geldwettbewerb ausgesprochen. Er ging sogar so weit, das staatliche Geldmonopol in Frage zu stellen und private Geldemission zuzulassen, um sie im Mengerschen Sinne wieder zu ihrem Ursprung zurückzuführen. Da niemand schlechtes staatliches Geld halten wolle, sondern im freien Wettbewerb sich das gute, private Geld durchsetzen würde, habe auch das staatliche Geld eine Tendenz, zu gutem Geld zu werden. Denn ein durch immer mehr Schulden finanziertes labiles Geldwesen würde auf Dauer nicht existieren können, wenn die Menschen jederzeit ihr Geld in stabilere Alternativen eintauschen und auch Zahlungen damit vornehmen könnten. Hayek schlug vor, den gesetzlichen Annahmezwang des staatlichen Geldes aufzuheben, um zu einem freien Geldwettbewerb zu gelangen.

Zwar ist der Annahmezwang im Eurowährungsgebiet bislang nicht aufgehoben, aber die „Entmonopolisierung des Geldes“ findet täglich statt. Die Kryptowährungen sorgen dafür. Sie sind eine evolutionäre Entwicklung, die sich sukzessive Bahn bricht. Zwar erfüllen die Kryptowährungen nicht alle Funktionen, die man Geld zumisst. Sie sind nicht ein allgemein akzeptiertes Zahlungs-, Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel. Doch Geld im 21. Jahrhundert muss nicht alle Geldfunktionen auf einmal erfüllen. Das eine Geld kann Tauschmittel für geringe Zahlungen sein, das andere eignet sich mehr für die Wertaufbewahrung und das Dritte mehr für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Was sich hier durchsetzt, weiß heute niemand. Klar ist aber: Das Scheitern der Währungsexperimente im Großen ist immer von allen zu tragen. Das Risiko von Bitcoin oder Ether tragen dagegen nur diejenigen, die diese Kryptowährungen nutzen. Und sie sind wunderbare Akteure im Wettbewerb als Entdeckungsverfahren.

 

Frank Schäffler ist FDP-Bundestagsabgeordneter und Geschäftsführer des Berliner Think-Tank Prometheus – Das Freiheitsinstitut

Der Gastbeitrag erschien exklusiv in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: Geld ist ein Produkt des Marktes – Carl Menger zum 100. Todestag – F.A.Z.

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