Foto: ( Waiting for ) Godot from Flickr (CC BY-SA 2.0)
Hätte Fidel Castro vor seiner Machtübernahme in Kuba vor 59 Jahren das Buch „Die Gemeinwirtschaft“ von Ludwig von Mises gelesen, wäre die Entwicklung Kubas vielleicht anders verlaufen. Doch er hat lieber gekämpft anstatt zu lesen. In Deutschland wird Kuba verklärt und als Urlaubsinsel ist das sozialistische Experiment beliebt. Die Schulausbildung sei gut, die Gesundheitsversorgung besser als in andern lateinamerikanischen Ländern und die wirtschaftliche Not sei lediglich Ergebnis der jahrzehntelangen US-Sanktionen. Letzteres hat es den Castros und Kuba nicht einfach gemacht. Aber die Ursache für das Elend liegt wohl eher woanders.
In dieser Woche tritt der letzte Castro, Fidels Bruder Raúl, als Präsident ab. Insofern ist es schon eine Zäsur. Bald 60 Jahre sozialistischer Großversuch hat das Land immer weiter zurückgeworfen. Offiziell beträgt die Wirtschaftsleistung pro Kopf 7.600 Dollar. Winand von Petersdorff-Campen schrieb gerade in der FAZ, dass die tatsächliche Wirtschaftsleistung pro Kopf „eher halb so groß“ sei. Heute kann man davon ausgehen, dass die Wirtschaftskraft des Inselstaates unter dem Niveau des Jahres 1985 liegt. Offiziell liegt die Arbeitslosigkeit bei 2 Prozentpunkten. Doch 72 Prozent der Beschäftigten arbeiten im öffentlichen Sektor, dessen Gehälter von durchschnittlich 30 Dollar im Monat nicht ausreichen, um eine Familie zu ernähren. Eine Umfrage des „National Opinion Research Center“ der Universität Chicago unter Kubanern, die 2016 durchgeführt wurde, führte zum Ergebnis, dass 54 Prozent der Befragten, Kuba verlassen würden, wenn sich die Gelegenheit ergeben würde. Was sie antreibt, wird bei weiteren Fragen deutlich: 58 Prozent der befragten stimmten der Aussage zu: „Wettbewerb ist gut. Es regt Menschen dazu an, härter zu arbeiten und neue Ideen zu entwickeln.“ Und 65 Prozent wollen mehr Unternehmen in privater Hand.
Die Menschen in Kuba haben sicherlich auch nicht ihren Mises gelesen, aber sie entscheiden sich intuitiv richtig. Sie sind im eigenen Land in ihrer Nische Kapitalisten. Sie investieren ihr eigenes Geld. Sie fahren Taxi, haben einen kleinen Bauernhof oder vermieten einige Zimmer – ohne Staat und auf eigenes Risiko. Raúl hat seit seinem Amtsantritt vor 10 Jahren etwas Kapitalismus im Kleinen zugelassen. Nur das hat den Bankrott des Landes verhindert. Ansonsten wären wohl noch mehr Kubaner gegangen. Nur Wenigen war es bislang möglich auszuwandern. Sie sichern durch ihre Transferzahlungen das Überleben der Verwandtschaft auf der Karibikinsel.
Was Fidel und Raúl Castro nicht verstanden haben, ist der Umstand, dass das Regime keine Marktpreise zulässt, und damit wirtschaftliches Elend befördert. Das ist das, was Mises den Befürwortern der sozialistischen Idee bereits 1922 vorwarf. Das Fehlen von Marktpreisen führt zur Undurchführbarkeit der sozialistischen Wirtschaftsrechnung und letztlich zur Verelendung. In die Marktpreise von Produkten und Dienstleistungen fließen so viele Informationen ein, die keine staatliche Stelle, keine zentrale Behörde und kein Computer dieser Welt erfassen und wissen kann. Auch die DDR ist letztlich an fehlenden Marktpreisen gescheitert. Nicht ohne Grund ging es der DDR-Führung am Schluss nur noch um Devisenbeschaffung. Man bediente sich daher eines Systems das Marktpreise kannte, um die eigene Unwissenheit zu verlängern.
Freuen wir uns also über den Abgang Castros als kubanischer Präsident und rufen wir seinem Nachfolger Miguel Díaz-Canel Bermudez zu, was Mises so prägnant in seinem Buch geschrieben hat: „Die bloße Idee einer zentralen Planung widerspricht sich selbst. Ein sozialistischer Ausschuss für die zentrale Planung der Produktion wird angesichts der zu lösenden Probleme hilflos sein. Er wird nie wissen, ob die ins Auge gefaßten Projekte vorteilhaft sind oder ob ihre Durchführung nicht eine Verschwendung der zur Verfügung stehenden Mittel zur Folge haben würde. Sozialismus muss im Chaos enden.“
Dieser Artikel erschien zuerst bei Prometheus – Das Freiheitsinstitut