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Lieber Herr Draghi,
gestern haben Sie Ihre letzte Pressekonferenz als EZB-Präsident gehalten und Ende dieses Monats gehen Sie nach einem langen Berufsleben in den Ruhestand. Dafür wünsche ich Ihnen Ruhe und vor allem Gesundheit, damit Sie Ihren Lebensabend genießen können.
Erlauben Sie mir, diese Gelegenheit zu nutzen, mich selbst einmal zu hinterfragen, ob jede Formulierung passend war, die ich über Sie in den letzten acht Jahren gewählt habe. Sicherlich war es etwas zugespitzt formuliert, als ich im Juni 2012 einmal über Sie sagte: „Draghi ist aber kein Retter, sondern ein Plünderer des Spargroschens der Bürger.“ Oder als ich im September 2013 im Handelsblatt formulierte: „Eigentlich macht sich Draghi der Amtshaftung schuldig und müsste dafür belangt werden.“ Natürlich war mir bewusst, dass die Mitglieder des EZB-Direktoriums für nichts haftbar gemacht werden können.
Im Dezember 2014 habe ich sogar einmal ein Weihnachtslied auf Sie gedichtet. „Wenn Mario druckt, dann träumt er gern, jetzt bring ich den Wohlstand nah und fern“, hieß es dort in einer Zeile. Gut, der Reim passte nicht immer, aber lustig war es. Und ebenfalls im Handelsblatt habe ich Sie einmal als Brandstifter bezeichnet, der immer neues Öl ins Feuer gießt. Auch das war hart. Bestimmt habe ich dabei an das grandiose Buch von Max Frisch „Biedermann und die Brandstifter“ gedacht, als Biedermann zum Brandstifter Schmitz sagt: „Sind Sie eigentlich wahnsinnig? Mein ganzer Dachboden voll Benzin.“ Und Brandstifter Schmitz darauf antwortet: „Drum, Herr Biedermann, rauchen wir auch nicht.“ Jetzt weiß ich nicht, ob Sie abends einmal eine Zigarre rauchen. Aber wahrscheinlich rauchen Sie, wie Herr Schmitz, auch nicht im Dienst …
Sie haben Ihr Haus bestellt. Die Ankündigung erneuter Anleihenkäufe ab November bindet ihre Nachfolgerin Christine Lagarde auf Jahre, und die Negativverzinsung bleibt dann wohl auch. Für die Sparer bleibt es schwierig, ihr Geld anzulegen. Ihnen droht ja zum Glück keine Altersarmut. Doch auch in Ihrer Situation kann es sinnvoll sein, die eigenen Finanzen neu zu sortieren. In Ihrer Zeit als EZB-Präsident hatten Sie sicherlich keine Zeit dazu. Daher lassen Sie mich Ihnen, quasi als Wiedergutmachung meiner unflätigen Wortwahl der Vergangenheit, einige Anlagetipps für Ihre Ruhestandsplanung geben:
Vermeiden Sie Staatsanleihen. Die Null- und Negativzinspolitik wird noch lange anhalten. Seien Sie daher vorsichtig, insbesondere bei italienischen Staatsanleihen. Italiens Staatsverschuldung war noch nie so hoch. Passen Sie auch auf, wenn Sie zu viel in Immobilien investiert sind. Einen Mietendeckel gibt es bald nicht nur in Berlin, sondern vielleicht auch anderswo. Selbst Enteignungen werden inzwischen diskutiert. Immobilien sind dafür anfällig. Das Wort Immobilie sagt ja schon, dass diese nicht besonders leicht versetzbar ist. Grundsätzlich sind Investitionen in Vermögensgüter in dieser Situation natürlich sinnvoll. Doch Vorsicht: Meiden Sie Bankaktien! Viele faule Kredite schlummern immer noch in den Bankbilanzen in Italien, Griechenland und Portugal.
Ein besonders wertvoller Insider-Tipp zum Schluss: Setzen Sie auf private Währungen, wie Bitcoin, Etherium und Co. Der Geldwettbewerb und die Blockchain-Technologie sind nicht mehr aufzuhalten. Trauen Sie sich. Jetzt dürfen Sie das!
Mit freundlichen Grüßen
Frank Schäffler
Dieser Artikel erschien zuerst bei Prometheus – Das Freiheitsinstitut