Frank Schäffler

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Wirecard: kollektives Versagen

Foto:Wirecard headquarters, Aschheim (49556187461).jpg – Wikipedia (CC BY-SA 4.0)

Es ist sicherlich einer der größten Bilanzbetrugsskandale in Deutschland. Der Zahlungsdienstleister Wirecard hatte einen beeindruckenden Aufstieg bis in den Deutschen Aktienindex DAX, der jetzt zum tiefen Fall wird. Das Unternehmen ist pleite. Erst hieß es, 1,9 Milliarden Euro seien reine Luftbuchungen. Jetzt hat man den Eindruck, dass das wundersame Verschwinden der umgerechnet rund 50 Peanuts nur die Spitze des Eisbergs sind, und das Ende noch nicht erreicht ist.

Die Strafermittlungsbehörden sind alarmiert und ermitteln auf Hochtouren. Vorstände werden verhaftet oder sind auf der Flucht. Tausende Anleger, die entweder direkt oder indirekt über Investmentfonds in Wirecard investiert waren, haben bis zu 99 Prozent ihres Kapitals verloren. Im August 2018 erreichte die Aktie einen Höchststand von 191 Euro und das Unternehmen eine Börsenkapitalisierung von 24 Mrd. Euro. Inzwischen fiel der Kurs zeitweise auf 1,09 Euro. Die Anleger haben auf die Richtigkeit der Bilanzen vertraut und fühlen sich nun jäh getäuscht. Und sie haben auf eine staatliche Finanzmarktaufsicht vertraut, die im internationalen Vergleich einen guten Ruf genoss. Beides war offenbar nicht gerechtfertigt.

Hinweise auf die Manipulation gab es bereits 2008, als die erste Leerverkaufs-Attacke gegen Wirecard geführt wurde. 2016 folgten weitere, und im Februar 2019 schaltete sich sogar die Financial Times ein. Und dann reagierte endlich auch die zuständige Finanzaufsicht BaFin, auch aufgrund konkreter Hinweise eines Informanten. Aber nur verhalten und viel zu spät.

Die BaFin steht deshalb unter Beschuss. Zu Beginn der Gerüchte ist sie lediglich gegen Insider bei Börsenspekulationen vorgegangen. Die Inhalte der Gerüchte vernachlässigte die oberste Finanzaufsicht jedoch. Diesen Vorwurf muss sich die Behörde mit ihren 2.700 Mitarbeitern jetzt machen lassen.

Zwar hat die Bafin die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR), die auch als Bilanzpolizei bezeichnet wird, am 15.2.2019 mit einer vollumfänglichen Bilanzprüfung beauftragt. Doch die aus 25 Personen bestehende DPR ist dazu personell gar nicht in der Lage. Seit dem 15.2.2019 beschäftigt sich dort sage und schreibe eine Person mit Wirecard.

Im Mai 2020, also 15 Monate später, fragte die BaFin nach einem Zwischenbericht zu Wirecard nach und die DPR versprach diesen für Anfang Juli 2020. Erst am vergangenen Sonntag hat das Finanzministerium der DPR die Pistole auf die Brust gesetzt und einen Abschlussbericht angefordert. Dies konnte die DPR wohl nicht liefern, daher kündigte das zuständige Justizministerium fristgerecht zum 31.12.2021 den Vertrag mit dem privatrechtlichen Verein. Spätestens hier wird das Problem Wirecard auch ein Problem dieser Regierung. Wenn die Regierung mit der Arbeit der DPR unzufrieden ist, warum kündigt sie dann den Vertrag nicht gleich fristlos? Was passiert in den nächsten eineinhalb Jahren? Wird dann immer noch mit Wattebäuschchen auf Elefanten geschossen?

Und warum hat die BaFin das Verfahren nicht frühzeitig an sich gezogen? Die Möglichkeit hatte sie. Wenn sie der Auffassung ist, dass eine ordnungsgemäße Durchführung der Prüfung durch die Prüfstelle nicht möglich ist, dann hätte sie einschreiten können, nein: müssen! Der Skandal ist daher ein Skandal, der nicht nur organisatorisches Versagen offenbart, sondern auch personelles Versagen. Parlamentarische Anfragen wurden lange ignoriert oder bagatellisiert. Das rächt sich nun. Jetzt ist der Wirecard-Skandal auch ein Skandal des Präsidenten der Bafin, Felix Hufeld, und seines obersten Dienstherrn, des Finanzministers Olaf Scholz.

Die Kolumne erschien zuerst bei Tichys Einblick.

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